Training auch noch zu später Stunde. Hüpfer mit Flügelschlägen auf dem Horst.
… in den Tagen vor dem ersten Flug lassen sich die Altstörche „Fridolin“ und „Mai“ oft stundenlang nicht mehr auf dem Horst blicken. Für den Jungstorch sicher keine angenehme Zeit, die geprägt ist von Langeweile und Hunger, aber auch von immer intensiver werdenden Trockenübungen. Sprünge in die Luft mit schlagenden Schwingen fördern das Gleichgewichtsgefühl und stärken die Flügelmuskulatur. Man spürt förmlich, dass der erste Flug naht.
Schlafenszeit – die Familie ruht.
Erst am späten Abend treffen die Altvögel wieder auf dem Horst ein, wo sie vom immer ausgehungerten jungen Storch massiv bedrängt werden. Er rückt ihnen regelrecht auf die Pelle, attackiert sie vor allem am Schnabel und lässt ihnen kaum Zeit zum auswürgen des im Kropf mitgeführten Futters.
Etwa 62 Tage nach dem Schlupf ist von einem Nestling der erste Flug zu erwarten. Für unseren Jungstorch, geschlüpft am 1. Mai, wäre das um den 1. Juli herum der Fall. Und tatsächlich, am ersten Julitag vormittags war der junge Großvogel sichtlich nervös, schritt immer wieder den Rand des Horstes ab und taxierte das Umfeld. Die Altvögel ließen sich wieder mal lange Zeit nicht sehen, ganz so, als wollten sie den Nachwuchs durch Aushungern zum ersten Flug motivieren.
Auf geht´s, der erste Flug.
Kurz nach 13 Uhr war es soweit, der junge Storch fiel eher aus dem Horst als dass er sprang und flog erstmals auf eigenen Schwingen davon. Am Abend wurde nun ich unruhig. Nichts vom flüggen Jungstorch zu sehen. Findet und schafft er überhaupt den Rückweg?
Die Sonne ist längst untergegangen, da erscheint nach fast 10-stündiger Abwesenheit unser Ausflügler auf dem leeren Horst. Kurz darauf lassen sich auch die Altvögel dort nieder. Alles gutgegangen.
Warten auf die Versorger.
Mittlerweile kehrt bei der kleinen Familie Routine ein, aber immer noch ist die Abhängigkeit von den Eltern erkennbar. Während die Altvögel mit Sonnenaufgang ausfliegen, schläft, hockt oder steht der junge Storch noch längere Zeit auf dem Horst, bevor auch er ausfliegt. Sicher wird er sich tagsüber selbst versorgen, aber noch nicht ausreichend.
Wenn der Jüngling am späten Nachmittag oder frühen Abend auf den Horst zurückkehrt, ist er sichtlich erschöpft und erwartet ausgehungert die Eltern.
Schöne Fotos!
Bird parents know how to motivate their young to fly the nest for good. Some humans might need to try this tactic to separate their 30 year-olds from living at home. Thanks for sharing. Allan
… 🙂 🙂 🙂
Aufregend!
Hallo Michael,
wunderbare Fotos sind Dir gelungen von diesem ersten Ausflug des Jungstorchs!
Schönen Sonntag und lieben Gruß
moni
… beste Sonntagsgrüße zurück 🙂
Schöne Bilder und ein guter Einblick in das Training des Jungstorches.
Aber wenn nur noch ein Jungstorch im Nest ist, wurden die anderen geopfert? In der Regel sitzen ja oft 3 oder 4 Jungstörche im Horst. Angeblich sollen die Storcheneltern einige ihrer Jungen opfern, wenn das Futter nicht für alle reicht. Sie reduzieren sie ihren Nachwuchs, so dass der Überlebende dann auch zu den Kräften kommt, die er für den Flug in den Süden benötigt.War es bei dieser Storchenfamilie auch so ?
Erstaunlich, wie die Instinkte der Tiere funktionieren, damit der Fortbestand ihrer Gattung nicht in Gefahr kommt.
LG Ostseemaus
… hallo Ostseemaus, ja, so war es im letzten Jahr. Während einer anhaltenden Trockenperiode gab es zu wenig Futter für alle Küken mit dem Ergebnis, dass Fridolin und Mai drei der vier Jungen aus dem Horst warfen.
Dieses Jahr, das zweite Brutjahr des Paares, war es komplizierter. Aus dem ersten Schlupf mit zwei Küken verendete eines am zweiten Lebenstag. Das dritte Ei im Gelege war unbefruchtet und aus dem vierten schlüpfte ein Küken, was aber nur etwa sieben Tage lebte. Immerhin haben die beiden Altstörche ein Küken bis zur Flugtauglichkeit durchgebracht.
LG Michael