… ab und an plaudere ich hier aus meinem 2. Wohnzimmer, das ist der Stammplatz unter freiem Himmel in einer Bar + Cafeteria auf Teneriffa. Hier treffen sich Wettermigranten aus ganz Nordeuropa, Urlauber und Spanier vom Festland.
Üblicherweise lese ich dort an einem zum hohen Tisch hergerichteten Weinfass bei einer kühlen „Clara“ (Alsterwasser/Radler) meine Krimis. Öfter stundenlang, unterbrochen nur von Klönschnacks mit Platznachbarn und vorbeischauenden Bekannten, von WhatsApp-Dialogen mit meinen Kids und Geschehnissen auf der Straße, der Bühne des realen Lebens im Süden.
Es bleibt nicht aus, dass Urlauber für die ein bis zwei Wochen ihres Aufenthaltes mein 2. Wohnzimmer zu ihrem Stammlokal machen. Meist sind das ganz normale Mitmenschen wie du und ich, zuweilen aber auch Zeitgenossen, die den Nachweis für die Richtigkeit der abfallenden Schenkel der Gaußschen Normalverteilungskurve erbringen. So der Mann mit Pudelmütze und schwarzem Rock, die Zehennägel dunkel lackiert. Oder die aus allen Nähten des engen XXL-Tops und ebenso knappen Shorts quellende, von der Sonne zur leuchtenden Rothaut verbrannte 360-Pfünderin.
Wo sonst als in einem Straßencafé lässt sich die Vielfalt des Lebens aus sicherer Deckung heraus besser beobachten.
Kürzlich gastierte eine an sich Normalo in meinem 2. Wohnzimmer. Asiatin, um die Mitte 30, hübsch. Sie kam nur, wenn der Tisch neben mir frei war. Nicht was ihr nun denkt, nein. Es war wirklich der Tisch, der sie magisch anzog. Oder besser gesagt: Es war die Außensteckdose nahe an diesem Tisch. Wenn sie kam, lief ein Ritual ab.
Ich schildere mal die ersten etwa 15 Sekunden: Platz nehmen, Täschchen öffnen und zeitgleich den Oberkörper zur rechten Seite drehen, ein Ladekabel entnehmen und ein Ende in die Steckdose stöpseln, den Oberkörper zurück in die Ausgangsstellung, dabei ein Smartphone aus dem Täschchen nesteln und das andere Ende des Ladekabels einstecken. Nun bequeme Sitzhaltung einnehmen und los geht es – den ersten kaum 15 Sekunden folgen Rufaufbau und gute zwei (!) Stunden intensives Gespräch.
Für mich immer wieder faszinierend, wie viel man (frau) vom einen auf den anderen Tag zu berichten weiß. Selbst wäre ich nach so einem Telefonat konditionell angeschlagen, meine Platznachbarin jedoch offensichtlich so fit wie ein Turnschuh. Der Abgang mit umgekehrter Reihenfolge der Handgriffe war ebenfalls binnen etwa 15 Sekunden erledigt.
Natürlich nickt man sich beim dritten oder vierten Zusammentreffen schon mal zu, wechselt später ein paar Worte. Darum darf ich das Foto von ihr auch hier einstellen, denn als Vertreterin der jüngeren Generation wurden natürlich reichlich Selfies geschossen. Für ihre Urlaubsdokumentation musste ich auch mit auf ein Selfie.
Liebe Grüße aus dem frühlingshaften aber diesigen Nürnberg nach dem sonnigen Teneriffa
… danke Carlheinz. Bin aber über die Festtage in Deutschland – halb so schrecklich wie befürchtet, *schmunzel. Frohe Festtage und einen guten Rutsch wünsche ich dir. Michael
Du hast es gut. Auf Teneriffa oder sonst einer Kanareninsel überwintern, das kommt für uns evtl. auch mal in Frage, wenn mein Mann nicht mehr arbeiten muss und das ist schon bald. Das Klima ist einfach „sehr anziehend“. Wie viele Wochen verbringst du dort und in welchem Zeitraum? Immer über Weihnachten herum, also Dezember-Januar? LG Sigrid
… bin jeweils das Winterhalbjahr von Ende September/Anfang Oktober bis Ende März in Puerto de la Cruz. Zwischendurch nur mal auf Visite in Deutschland, um z.B. meine Kids zu beweihnachten. 🙂