… ab und an gibt es spektakuläre Ausbrüche aus Gefängnissen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich finde so etwas nicht gut.
Am vergangenen Wochenende entkam einer der ganz großen mexikanischen Drogenbosse, Joaquín “El Chapo” Guzmán Loera, aus dem “Vorzeige”-Hochsicherheitsgefängnis in der Nähe von México City. Bereits seine zweite Flucht. Nun bin ich zwar nicht mit der Gefängnisszene Méxicos vertraut, aber doch ein wenig mit der Kultur des Landes. Und nach drei Jahren leben und arbeiten in México auch fit im Umgang mit Behörden, Polizei und Staatsanwaltschaften.
Mich beeindrucken mal wieder Fantasie und Improvisationstalent der Mexikaner, wenn es darum geht, der Obrigkeit ein Schnippchen zu schlagen. Obwohl hier auch eine gehörige Portion planerischen Vorgehens am Werke gewesen sein muss, nicht unbedingt eine tragende Säule der Kultur.
Um aus einem modernen, in unwegsamem hügeligen Gelände und ringsum mit gut einsehbaren Freiflächen gelegenen Knast zu entkommen, braucht es schon besonderer Anstrengungen und Fähigkeiten. Offensichtlich profitierten die Erbauer des sage und schreibe 1,5 km langen Tunnels von den Erfahrungen aus dem Buddeln tausender Schmuggeltunnel unter der Grenze zwischen USA und México, die mehrheitlich von “El Chapos” Sinaloa-Kartell betrieben werden.
Belüftet, beleuchtet, in der Regenzeit trocken, Höhenunterschiede mit Treppen ausgleichend und lange Strecken mit einer motorisierten Draisine befahrbar – welch ein Aufwand. Und messtechnisch eine Meisterleistung, auf diese Distanz den vorgesehenen Einstieg in der Dusche der Zelle zentimetergenau zu treffen.
(Quelle der Grafik: Borderland Beat)