Wenn der Sprit zur Neige geht

… also, alle vier, fünf Jahre geht mir Benzin oder Diesel langsam, aber sicher aus. Immer auf weitgehend unbekannten Strecken, nie völlig überraschend, aber immer in ausgesprochen spannender Dramaturgie. Gestern war es mal wieder so weit.

Rückfahrt von einem Besuch bei meiner Tochter. Mit an Bord jüngster Sohn mit Freundin. Fahrtstrecke rd. 530 km, Streckenführung durch Navi, bis auf die ersten und letzten Kilometer fast ausschließlich Autobahn.

Auf dem Weg bis zur Autobahnauffahrt keine Tankstelle; na gut, dann halt zwischendurch nur eine Mindestmenge zu erhöhten Preisen zutanken. Oder, wenn der Sprit reicht, bis Würzburg und dort zu normalen Ortspreisen. Denn meist führt „Ilse“ zur Abkürzung von Fahrweg und Fahrzeit durch Würzburg hindurch, statt auf der Autobahn drum herum. Unterwegs signalisierte der Bordcomputer dann auch, dass die Restmenge wohl bis nach Würzburg reichen dürfte.

Sozusagen planmäßig erschallte vor Würzburg der Gong: Reserve, Reichweite noch 65 km. Also, alles im grünen Bereich.

Und dann kam ein längerer Stau mit Stop-and-go. Die hochgerechnete Reichweite sank in 5er-Schritten, etwa im Verhältnis 2 km im Stau gleich 5 km weniger Reichweite. Es wurde also eng. In den Verkehrsdurchsagen wurde diese Verkehrsstörung nicht erwähnt, eine alternative Streckenführung auch nicht angeboten.

Dann löste sich der Stau ohne ersichtlichen Grund für seine Existenz plötzlich auf. Behutsam wurde der Wagen in Gedanken an die jeden Moment zu erwartende Ableitung nach Würzburg hinein Sprit sparend gefahren. Aber die Ansage kam nicht, vielmehr wurde mir langsam bewusst, dass „Ilse“ den längeren Weg um Würzburg herum gewählt hatte. Schiete, und wo ist jetzt die nächstgelegene Tanke?

Was nun folgte, ist mehr oder weniger eingeübt: alle Verbraucher wie Klima und Radio aus, Fenster hochgeschlossen, niedertourig im 6. Gang, Geschwindigkeitsautomaten auf 80 km/h und den Blick wie hypnotisiert auf die Reichweitenanzeige gerichtet. Noch 10 km noch 5 km …

Fast zeitgleich mit der Reichweite 0 km dann das Hinweisschild: Autohof – 3 km. Boa, war das spannend. Mit dem buchstäblich letzten Tropfen haben wir die Tanke erreicht. Ich habe – wie meistens – wieder gewonnen, *schmunzel.

Das letzte Mal schief ging es 1998, auf dem Weg von Cancún nach Chichén Itzá, México. Meine Kids hatten Besuch von Freunden aus Deutschland und wir waren zu sechst unterwegs auf der Halbinsel Yucatán mit einem VW-Bulli (T2) aus brasilianischer Produktion – wassergekühlter Motor, keine Elektronik, ohne Servolenkung, Klima oder andere Errungenschaften des technischen Fortschritts. Navi war noch nicht gebräuchlich.

Tanke b

Eine ganze Ecke raus aus Cancún, schon auf der mautpflichtigen Autobahn, dieses Hinweisschild. 

Geschätzt dürften noch gut 12-15 Liter Benzin im Tank sein. Bei verhaltener Fahrweise sollte das für die kommenden 135 km reichen. Aber denkste, etwa 10 km vor der Tankstelle war Schluss.

Über Taupunkt von BlogBimmel

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2 Antworten zu Wenn der Sprit zur Neige geht

  1. ullli23 schreibt:

    Ist mir zum Glück noch nie passiert und auf richtig langen Fahrten ist dann auch ein Kannister dabei…

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