Wetterphänomen Orotavawolke auf Teneriffa

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Das Orotavatal – rd. 110 km² mit eigenem Mikroklima

 

 … die topografische/orographische Struktur des Orotavatals mit Puerto de la Cruz und La Orotava erinnert an einen schräg durchschnittenen Trichter. Sonneneinstrahlung, das Meer und ein Berg an den Flanken und im Rücken schaffen in dieser mit etwa 10 x 11 km umrissenen Region Teneriffas die Voraussetzungen für ein eigenes Mikroklima. 

Sicht- und fühlbarer Ausdruck dieses Mikroklimas ist das Wetterphänomen der Orotavawolke. Die abschattende Wolke über dem Tal sorgt im Sommer für eine gewisse Dämpfung der Temperaturen, im Winter hingegen lässt sie den einen oder anderen Urlauber auch mal neidisch an den Süden der Insel denken. 

Die Orotavawolke hat nichts mit den Passatwolken zu tun 

Die Passatwinde strömen Teneriffa aus nordöstlicher Richtung an, das Orotavatal liegt im Windschatten der Passatwinde. Solange es noch Reise- und Wanderführer gibt, die die Mär von den Passatwolken über dem Orotavatal verbreiten, wird dieser Unfug nicht auszurotten sein. Die Orotavawolke entsteht im Tal selbst am Bergrücken oberhalb La Orotavas und weitet sich je nach Intensität schon mal bis weit über das Meer aus. Die Wolke entsteht nicht jeden Tag, deckt oft nur einen Teil des Tales ab, kann auch mehrfach täglich erscheinen, schon mal abregnen und sich auch rasch wieder zurückziehen. 

Zirkulation zwischen Meer und Tal 

Die Luftmassen über dem Orotavatal beginnen nach Sonnenaufgang und ausreichender Erwärmung der Bodenflächen aufzusteigen. Zugleich wechselt die Strömungsrichtung der Luft vom nun kühleren Meer zum wärmeren Land. Die feuchte Meeresluft streicht bodennah über das Tal und geht dem Relief des Tals folgend in einen Hangaufwind über. Mit zunehmendem Aufstieg kühlt die Luft ab und wechselt in einer gewissen Höhe ihre Strömungsrichtung zurück in Richtung des nun wärmeren Meeres. So entsteht tagsüber eine beständige Zirkulation feuchter Meeresluft durch das Tal.

Wie entsteht die Orotavawolke? 

Soweit die Großwetterlage die Dynamik des Mikroklimas im Orotavatal nicht störend dominiert setzt die Wolkenbildung ein, wenn die feuchte Meeresluft beim Aufstieg am Hang ein Kondensationsniveau erreicht. Das ist der Fall, wenn die Luft mit Wasserdampf vollständig gesättigt und bis zum sog. Taupunkt abgekühlt ist. Der unsichtbare Wasserdampf in der Luft wird durch die Kondensation sichtbar, Wolken entstehen.

Der Taupunkt und damit die Wolkenbasis befindet sich meist um etwa 850 m Höhe +/- 200 m. Die Wolkenmächtigkeit beläuft sich auf kaum mehr als 200 bis 300 m, weil darüber in der Regel eine deckelnde inverse Luftmasse strömt. Diese verhindert den weiteren Aufstieg der Talluft und ggf. Wolken, sodass die Strömungsumkehr der Luft in Richtung Meer einsetzt.

Die Wolken breiten sich im Orotavatal also meist vom Berg zum Meer aus, um sich am beginnenden Abend mit Erlahmen der Luftzirkulation vom Meer beginnend zum Berg wieder zurückzubilden.

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Eselsbauch und Wolkenmeer

Der Volksmund nennt die an die Berge angelehnten Wolken der westlichen Kanaren von oben besehen „mar de nubes“ (Wolkenmeer) und von unten betrachtet „panza de burro“ (Eselsbauch). Letzterer Name bezieht sich auf die gräulich-schattierte Einfärbung der Wolken, die an die Farben eines Eselsbauches erinnern.

Einen kleinen Film von Daniel López mit faszinierenden Zeitrafferaufnahmen der Wolken auf Teneriffa gibt es hier zu sehen:

 

(oberstes Foto: von Daniel Tenerife (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) ], via Wikimedia Commons)
(übrige Fotos: © eigene Fotos, 2012/2013)

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