… also, habe ich schon erzählt, dass ich wieder mal der Letzte war? Ja, kürzlich beim Boarding zum Flug auf meine Winterinsel, morgens kurz vor 4:00 Uhr. Sogar mit Aufruf über alle Lautsprecher des Flughafens: „Passagier Taupunkt, bitte melden Sie sich umgehend an Gate 13.“ So etwas war mir noch nie passiert.
Letzter war ich schon hin und wieder. Wegen fehlender Ausreisedokumente, wegen Verdachts auf Drogenschmuggel, Zubringerflug verspätet etc. Aber noch nie mit Durchsage. Dabei war ich wie fast immer frühzeitig am Flughafen, hatte auch schon per Internet eingecheckt und den Koffer aufgegeben. Eine gute Stunde vor Abflug machte ich mich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Lange, mehrspurige Schlange, gründliche Personen- und Handgepäckkontrolle durch Gewissenhafte in offensichtlicher Minderbesetzung. Die Schlange schlich so vor sich hin.
Normalerweise bin ich bei Wartezeiten ein eher ungeduldiger Zeitgenosse, doch erstaunlicherweise nicht an diesem frühen Morgen. Noch nicht einmal auf die Uhr habe ich gesehen. Endlich an der Reihe. Rucksack und Netbook separat aufs Band legen, Jacke aus, Gürtel abschnallen, manuelle Abtastung. Alles ok. Ich packe meine Plünnen wieder zusammen und höre in diesem Augenblick: „Passagier Taupunkt, bitte melden Sie sich umgehend an Gate 13.“
Die Wiederholung schloss eine Fehlfunktion meiner Sinne aus. Ein Blick auf die Uhr – 3:50 Uhr – oh Gott, das ist die Abflugzeit! Wenn die mir jetzt das Gate vor der Nase schließen … Also, Beine in die Hand genommen und los in Richtung Gate gestürmt. Schon von Weitem sah man: kein Mensch mehr im Wartebereich, nur noch eine einsame Stewardess am Boarding Pass Scanner. Auf 30, 40 Meter bekommen wir Blickkontakt, ich mache mich auf eine Predigt gefasst.
Aber was nun folgte, hatte ich nicht erwartet
Die gute Frau hieß mich entspannt lächelnd willkommen, schloss den Laden und folgte mir in den Rüssel. Kein Stau an der Flugzeugtür, niemand stand im Gang der Maschine oder kramte noch im Gepäckfach herum, obwohl der Flieger voll besetzt war. Und auch den vorreservierten Platz 28A musste ich nicht durch Ablesen der Reihen ermitteln, es gab nur einen einzigen Sitz, von dem mich keine zwei Augen musterten. Ich saß noch nicht richtig, da dockte die Boeing ab, zeitgleich begann die Sicherheitseinweisung und los ging es über Vorfeld und Taxiway zur Startbahn. Seit der Sicherheitskontrolle waren keine fünf Minuten vergangen.
So rasch, geradezu elegant, bin ich noch nie in einen öffentlichen Flieger gekommen. Hat mir gut gefallen. Ob ich das nun immer so mache?
„Passagier Taupunkt, bitte melden Sie sich umgehend …“