… kaum zu übersehen oder zu überlesen: Heute wird der „Bulli“ 70. Viele unter uns verknüpfen mit dem „Bulli“, wie der Volkswagen Transporter liebevoll genannt wird, nostalgische Erinnerungen. Kein Wunder, dass er gerade jetzt in Presse und Fernsehen angemessen gewürdigt wird.
Kultauto VW Bulli: Eine Legende wird 70

Link zum Beitrag in „Hallo Niedersachsen“, NDR
Grund auch für mich, in Erinnerungen an zahlreiche Erlebnisse mit den unter-schiedlichsten Varianten zu schwelgen.
Meine erste Begegnung mit dem Bulli: 16-jährig fuhr ich im Sommer 1967 mit meinem Ruderclub von Hamburg in den Bayerischen Wald ins zweiwöchige Trainingslager. Die Zelte schlugen wir an einem Stausee auf. Hier sollte unser gesteuerter Vierer fit für die nächsten Regatten gemacht werden. Mein Platz im Rennboot war ganz hinten – Steuermann (nicht die Statur eines Elite-Ruderers, aber gutes Augenmaß, mit Sandsack max. 50 kg und große Klappe).
Absolviert wurde die damals mehr als 12-stündige An- und Abreise des Teams mit einem PKW samt Bootsanhänger und einem schon älteren T1-Kastenwagen, vorn noch geteilte Fenster, an den Seiten Werbung für Jägermeister. Im Laderaum verstaut waren Werkzeuge, Zelte und all unser Gepäck. Schön eben ward alles verteilt und mit Schlafsäcken und Decken obenauf ausgepolstert. Das war für die Reisen mein Liegeplatz, nach den Vorschriften nicht ganz zulässig, aber herrlich bequem.
Anfang der 90er kam ich erstmals als Fahrer zu diversen Bullis. Anfangs noch T4, wie man die 4. Generation nannte, in der Busvariante „Caravelle“ oder als Camper „California“, mal mit kurzem oder auch langem Radstand und Hochdach. Rasch lernte ich die Vielseitigkeit dieser Autos schätzen, das Platzangebot für zwei Erwachsene und drei Kinder, das gelassene Fahren aus einer erhöhten Sitzposition.
Die nächsten in Erinnerung gebliebenen Abenteuer fanden in der zweiten Hälfte der 90er in T2-Modellen in Mexiko statt, Bullis der 2. Generation also, wie es sie in Europa schon lange nicht mehr gab. Dort hießen die Bullis in der Busversion „VW Combi“ und waren vor allem als Colectivos unterwegs, in die man für kleines Geld auf Handzeichen überall zusteigen konnte. Die im VW-Werk Hannover längst schon nicht mehr gebauten T2 liefen noch bis 1995 bei Volkswagen de México vom Band, danach nur noch in Brasilien. Dort produzierte T2 wurden dann nach Mexiko exportiert. Die letzten mexikanischen und brasilianischen „Bullis“ auf Basis T2 waren mit wasser- statt luftgekühltem Motor ausgestattet.

Anfangs gewöhnungsbedürftig – der T2 mit Wasserkühlung.
Meine Kinder wurden per Sammeltransport morgens von einem Bulli T2 zur Schule chauffiert und nachmittags wieder zuhause abgeliefert. In den Ferien lieh ich mir gern einen solchen 9-Sitzer Schulbus für Urlaubsreisen aus, denn meist hatten wir zusätzlichen Platzbedarf für Besucher aus Deutschland. Zunächst war die Umstellung vom T4 auf einen so alten Bulli stark gewöhnungsbedürftig: Keine Servolenkung, hakelige Schaltung am langen Stiel, kein Klima, zugig, laut, überall klappernd, so gut wie keine passive Sicherheit verbaut. Aber bewährte und robuste Technik, bei Bedarf auf jedem Hinterhof reparierbar.
Wir haben mit diesen Bullis wohl weit über 30.000 km zurückgelegt. Von Puerto Vallarta im Nordwesten bis Tulum im Südosten, von Acapulco am Pazifik bis Veracruz am Golf. Und alles, was dazwischen lag. Am Ende war ich ein Liebhaber dieser Ikonen der Automobilgeschichte.
Zurück in Deutschland fuhr ich noch bis zur Rente in den Sommerhalbjahren bevorzugt T4 und T5 in der Camperversion „California“, im Winterhalbjahr meist den „Multivan“. Mit den „Californias“ ging es im Urlaub stets gen Süden: Ardèche, Provence, Roussillon, Pyrenäen kreuz und quer, Katalonien, Navarra, Rioja, Baskenland und Galizien. Welch ein Fahrvergnügen!
Herzlichen Glückwunsch lieber Bulli.
(Foto, Video: © privat, VWAG/NDR)
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